Schwerbehinderter Schweißer erkrankt an Diabetes (BEM)

Dicker ⌂, Bayern, Monday, 24.03.2014, 17:48 (vor 3708 Tagen)

Ein schwerbehinderter Kollege alter 55 erkrankt an Diabetes Typ 1. Seine Tätigkeit übt er als Schweißer in der Firma aus. Nun wird von seinem Diabetologen und der Berufsgenossenschaft ein Arbeitsplatzwechsel gefordert um Gefahren und Verletzungsgefahr auszuschließen. Ein Arbeitsplatzwechsel innerhalb der Firma wäre möglich. Aber nicht seiner Qualifikation als Facharbeiter entsprechend sondern nur an einen Arbeitsplatz wo gering Qualifizierte und nicht Qualifizierte Arbeitskräfte tätig sind. Was auch hohe Gehaltseinbusen nach sich zieht. Was für Möglichkeiten gibt es. Um Lohneinbusen aus dem Weg zu gehen und Qualifizierungsgerecht weiter in der Firma beschäftigt zu werden.:-(

Schwerbehinderter Schweißer erkrankt an Diabetes

Hans-Peter-Semmler, Regensburg, Monday, 24.03.2014, 18:56 (vor 3708 Tagen) @ Dicker

Servus Dicker,
auch wenn es um ein "schlimmes" Thema geht sollte doch Zeit für eine Anrede und einen Schlusssatz sein. Hier sind nämlich Menschen und keine Maschinen, die die Fragen beantworten :-(

» Ein schwerbehinderter Kollege alter 55 erkrankt an Diabetes Typ 1. Seine
» Tätigkeit übt er als Schweißer in der Firma aus. Nun wird von seinem
» Diabetologen und der Berufsgenossenschaft ein Arbeitsplatzwechsel gefordert
» um Gefahren und Verletzungsgefahr auszuschließen. Ein Arbeitsplatzwechsel
» innerhalb der Firma wäre möglich. Aber nicht seiner Qualifikation als
» Facharbeiter entsprechend sondern nur an einen Arbeitsplatz wo gering
» Qualifizierte und nicht Qualifizierte Arbeitskräfte tätig sind.
Dies dürfte die Kernfrage sein!
Wer behauptet das>
Entgegen (bei Arbeitgebern und selbst bei Betriebsräten) weit verbreiteter Ansicht kann sich der Arbeitgeber nicht darauf zurückziehen, es fehle an einem freien Arbeitsplatz. Vielmehr muss ggf. auch ein Austausch mit einem anderen Arbeitnehmer erfolgen, wenn betriebliche Gründe oder entsprechend gewichtige Gesichtspunkte bei dem anderen Arbeitnehmer dem nicht entgegenstehen. Noch weitergehende Ansprüche – nämlich auf behindertengerechte Beschäftigung ein- schließlich Umgestaltung der Arbeitsorganisation und erforderlichenfalls sogar entsprechende Vertragsänderung – haben schwerbehinderte Menschen gemäß § 81 Abs. 4 SGB IX.

» Was auch hohe Gehaltseinbusen nach sich zieht. Was für Möglichkeiten gibt es. Um Lohneinbusen aus dem Weg zu gehen und Qualifizierungsgerecht weiter in der Firma beschäftigt zu werden.
Es ist festzuhalten:
Wenn der AG dies so durchziehen will ist das IA gemäß § 85 ff SGB IX einzuschalten, denn das bedeutet Änderungskündigung!
Bevor das IA zustimmt oder ablehnt wirst du um Stellungnahme gebeten.
Nun kommt es darauf an ob du Alternativen findest.
Alternativen dahingehend, dass es (von der Bezahlung gleichwertig) auch andere AP gibt die frei sind oder in absehbarer Zeit frei werden oder ggf. durch "Ringtausch" frei gemacht werden können.
Dazu wäre der IFD der geeignete Ansprechpartner.

Außerdem wäre zu prüfen ob ihr einem TV unterliegt, der krankheitsbedingte Herabstufungen untersagt.

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Herzlichen Gruß
Hans-Peter

Schwerbehinderter Schweißer erkrankt an Diabetes

elschwoabos, NRW, Tuesday, 25.03.2014, 07:28 (vor 3707 Tagen) @ Hans-Peter-Semmler

Hi,

» Wenn der AG dies so durchziehen will ist das IA gemäß § 85 ff SGB IX
» einzuschalten, denn das bedeutet Änderungskündigung!

Und wie mir beim LVR gesagt wurde, sind die IAs dazu angehalten Änderungskündigungen zuzustimmen...

Hardy

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Hardy

Das Licht am Ende des Tunnels könnte ein einfahrender Zug sein.

Schwerbehinderter Schweißer erkrankt an Diabetes

albarracin, Baden-Württemberg, Tuesday, 25.03.2014, 16:12 (vor 3707 Tagen) @ Dicker

Hallo,

da ich einen solchen Fall mal bei uns hatte, ist mir unklar, warum ein Diabetiker nicht mehr als Schweisser arbeiten können soll.
In unserem Fall war mit Arbeitsplatzausstattung (zusätzlicher Augenschutz) sowie angepaßten Pausenregelungen eine Weiterbeschäftigung eines spritzenden AN als Schweißer problemlos machbar und das Modell geht jetzt in das 6. Jahr ohne größere Auffälligkeiten.
Haben sich denn Diabetologe und BG dazu geäußert, warum in diesem Fall Maßnahmen der Arbeitsorganisation nicht ausreichend sein sollen >>>
Nur allgemeine "Gefahren" reichen mE als Begründung nicht aus.

--
&Tschüß

Wolfgang

Schwerbehinderter Schweißer erkrankt an Diabetes

elschwoabos, NRW, Wednesday, 26.03.2014, 06:57 (vor 3706 Tagen) @ albarracin

» Hallo,
»
» da ich einen solchen Fall mal bei uns hatte, ist mir unklar, warum ein
» Diabetiker nicht mehr als Schweisser arbeiten können soll.

Das kommt darauf an, wie gut sich der Diabetes einstellen lässt. Das hängt vor allem auch von der Compliance des Erkrankten ab.
Wenn also der Diabetologe von einer Weiterbeschäftigung als Schweißer abrät, dann wird der Zucker wohl nicht sicher einstellbar sein. Und wenn er sein Insulin gespritzt hat (immer davon ausgehend, dass es tatsächlich ein Typ1-Diabetiker ist) und nicht adäquat dazu gegessen hat, droht bei Unterzuckerung Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit. Für einen Schweißer sicher kein gewünschtes Szenario.

Aber dazu muss man den Einzelfall kenne.

Hardy

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Hardy

Das Licht am Ende des Tunnels könnte ein einfahrender Zug sein.

Schwerbehinderter Schweißer erkrankt an Diabetes

albarracin, Baden-Württemberg, Wednesday, 26.03.2014, 12:25 (vor 3706 Tagen) @ elschwoabos

» » Hallo,
Hallo,
» »

»
» Das kommt darauf an, wie gut sich der Diabetes einstellen lässt. Das hängt
» vor allem auch von der Compliance des Erkrankten ab.
Das ist zwar grundsätzlich richtig, aber mit regelmäßigen Messungen läßt sich auch ein schwierig einstellbarer Diabetes beherrschen.
» Und wenn er
» sein Insulin gespritzt hat (immer davon ausgehend, dass es tatsächlich ein
» Typ1-Diabetiker ist) und nicht adäquat dazu gegessen hat,
Genau hier stellt sich die Frage nach einem angepassten Arbeitszeitmodell. Unser Schweisser (wie übrigens auch unsere ca. 30 spritzenden Diabetiker im Fahrdienst) haben angepasste Arbeitszeitregelungen bzw. Dienste, so daß genug Zeit zum Messen, Spritzen ggfs. Essen und Bewegen zur Verfügung steht.

»
» Hardy

--
&Tschüß

Wolfgang

Schwerbehinderter Schweißer erkrankt an Diabetes

elschwoabos, NRW, Wednesday, 26.03.2014, 12:28 (vor 3706 Tagen) @ albarracin

» » Das kommt darauf an, wie gut sich der Diabetes einstellen lässt. Das
» hängt
» » vor allem auch von der Compliance des Erkrankten ab.
» Das ist zwar grundsätzlich richtig, aber mit regelmäßigen Messungen läßt
» sich auch ein schwierig einstellbarer Diabetes beherrschen.

Regelmäßige Messungen stellen keine Patientencompliance her...
Mangels Compliance werden die auch gar nicht stattfinden...

Hardy

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Hardy

Das Licht am Ende des Tunnels könnte ein einfahrender Zug sein.

Schwerbehinderter Schweißer erkrankt an Diabetes

VB, NRW, Tuesday, 01.04.2014, 15:42 (vor 3700 Tagen) @ Dicker

Hallo Dicker,
Nun wird von seinem Diabetologen und der Berufsgenossenschaft ein Arbeitsplatzwechsel gefordert um Gefahren und Verletzungsgefahr auszuschließen.
Hierzu fällt mir ergänzend zu den bereits getätigten Antworten das Arbeitsschutzgesetz ein (Stichwort Gefährdungsbeurteilung und Dokumentation) - Gibt es eine personenorientierte Gefährdungsbeurteilung, und wenn ja, welche Maßnahmen beinhaltet sie> Wenn nein - auf welcher Basis soll dann der Arbeitsplatz wegfallen>
Kennt der Facharzt des Kollegen die Arbeitsbedingungen> Habt ihr im Betrieb (nicht nur auf dem Papier) einen Betriebsarzt oder Arbeitsmediziner, der die Arbeitsbedingungen und Gefährdungen und den Kollegen kennt - was sagt er dazu>
Was meint eure Fachkraft für Arbeitssicherheit>
[Dass die BG den Wegfall des Arbeitsplatzes fordert ist mir bei meinen vielen gemeinsamen Beratungen mit der BG, egal ob Anfallsleiden auf einem Gerüst oder ähnliches, noch nicht passiert. OK, man lernt ja nie aus. Andererseits: Gibt es diese Forderung der BG schriftlich>]

Ich würde zunächst diese Fragen von den fachkundigen Leuten im Arbeitsumfeld klären (lassen).

Gruß
VB

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