SBV und BR auf Seiten des Arbeitgebers! (Allgemeines)

Jo @, Tuesday, 01.03.2005, 10:27 (vor 7021 Tagen)

Hallo zusammen,


Mein Fall zieht sich nun schon seit 15 Monaten hin!

Ich bin seit über 20 Jahren in meiner Firma als Netzwerkadmin tätig, bin viel im Support bei den Anwendern Vorort tätig und daher auch sehr bekannt im Unternehmen.

Daher bin ich auch schon seit 15 Jahren Mitglied im 17-köpfigen Betriebsrat meines Unternehmens.

Bei der letzten BR-Wahl stellte ich eine eigene Liste auf, was bei den übrigen BR´s fast als Kriegserklärung gesehen wurde. Es folgte ein übler Wahlkampf und ich zog mit drei Leuten meiner Liste in den BR ein. Danach wurde extra ein Moderator geholt, damit wir uns wieder vertragen und zusammenarbeiten können.


Für mich war die Sache damit erledigt. Bin ja nicht nachtragend.

Nur im Dez 2003 hatte ich ein (privates) Problem mit einer Kollegin, was dem Arbeitgeber veranlasste, mir einen Aufhebungsvertrag unter die Nase zu halten. Mein Betriebsrat (insbesondere der Vorsitzende) hielt bei der Sache nicht zu mir und meinte, dass ich gehe solle.

Ich wurde darauf in die Psychiatrie eingeliefert und war in 2004 insgesamt 13 Wochen dort. Dabei wurde dann ADHS bei mir diagnostiziert und seit Juni 2004 habe ich einen GbB von 50 %.

In Juli 2004reichte dann auch mein Arbeitgeber meine Versetzung beim BR ein. Ich hab meine BR´s angefleht, dass sie nicht zustimmen mögen, da diese Stelle nur meiner Zermürbung diene und außerdem nicht leidensgerecht sei. Sie haben trotzdem zugestimmt.

Anzumerken ist, dass man mit ADHS u.a. einen starken Bewegungsdrang hat, welchen ich in meiner alten Funktion voll ausleben konnte. Nun hat man mich auf einen reinen Sitzjob versetzt, wo ich täglich tausend tode sterbe. Hatte auch schon einen Zusammenbruch in der Firma auf der neuen stelle. Ich wurde also von einer Leidensgerechten Stelle auf eine nicht leidensgerechte versetzt!!!

Der SBV wurde übrigens bei der Versetzung nicht gehört und wollte in meiner Angelegenheit nicht mal auf mein Drängen aktiv werden. (Er sei eh nur SBV, da er bei der BR-Wahl nicht gewählt wurde, so er selbst zu mir!)

Ich habe die Stelle unter Vorbehalt angetreten und Klage eingereicht, die noch nicht beschieden ist.


Im Moment bin ich wieder mal in der Firma, halte aber den Druck auf dieser Stelle nicht mehr lange durch. Die Prozesse dauern noch und vom BR samt SBV gab ich nichts zu erwarten!

Hat jemand einen Tipp>

Bin hoffentlich ein Einzelfall>>>


Grüsse

Jo

Re: SBV und BR auf Seiten des Arbeitgebers!

hackenberger, Tuesday, 01.03.2005, 16:22 (vor 7021 Tagen) @ Jo

Hallo Jo,

da Du ja im laufenden Rechtstreit vermutlich anwaltliche Unterstützung hast, spreche doch deinen Anwalt mal daruf an, dass der AG hier möglicher Weise sowohl den § 81 (4) und § 84 SGB IX nicht in der nötigen Form beachtet.

Selbstverständlich sollte sowohl der BR wie auch dei SchwbV sich für die Belange der MA einsetzen. Hierbei sollten dann auch persönliche Schwierigkeiten auch im Umgang untereinander zurückstehen.

Bernhard

Re: SBV und BR auf Seiten des Arbeitgebers!

Andrea H., Tuesday, 01.03.2005, 16:27 (vor 7021 Tagen) @ Jo

Lieber Jo,

Deine Situation scheint mir sehr schwierig, aber es gibt immer einen Weg!

Ich habe das Gefühl bekommen, dass Du ein Alleinkämpfer geworden bist und kein Vertrauen mehr zu Deiner Umwelt hast.

Hast Du Deine Situation wirklich schon Deinem SBV so erklärt, wie sie ist und wie Du Dich fühlst> Ihn um ein sehr vertrauensvolles Gespräch und um seine Hilfe und Unterstützung gebeten> Ein Versuch (oder nochmaliger Versuch) ist es immer wert. Auch SBV können nur für Beschäftigte eintreten, wenn Sie auch wissen, in welchen Nöten ein behinderter Kollege sich befindet.
Hast Du eine Rechtsberatung für Deine gerichtlichen Schritte, z.B. von Deiner Gewerkschaft eingeschaltet>
Hast Du vielleicht einen Kollegen oder eine Kollegin im BR mit denen Du vertrauensvoll reden kannst>

Viele Grüße
Andrea H.


Re: SBV und BR auf Seiten des Arbeitgebers!

Jo @, Wednesday, 02.03.2005, 08:39 (vor 7020 Tagen) @ Jo

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Antworten!

Ich habe wirklich alles schon versucht. Der SBV hat sich eh nur wählen lassen, damit er auch im BR-Gremium sitzt, das sagt er selbst! Er kennt sich null aus und hat von mir das erste Mal ein SGB IX gezeigt bekommen.

Ich kenne das SGB IX zwischenzeitlich aus dem ff und verlasse mich nur noch auf mein Wissen und auf das meiner Anwälte.

Mein BR-Vorsitzender arbeitet Hand in Hand mit der Geschäftsführung und will, dass ich einen Aufhebungsvertrag unterschreibe, was ich nie machen werde.

Ich habe auch 2 Betriebsräte meines Vertrauens, die mir in den vergangenen Monaten viel geholfen haben. Aber mit 3 Stimmen kann nun mal keine Abstimmung gewonnen werden.

Es läuft bei mir Mobbing pur! Da mein Arbeitgeber mit mir nicht fertig wird, hat er z. B. vor Weihnachten meine Ehefrau mit nem Einschreiben samt Rückschein angeschrieben und sie für den 22.12. einbestellt.

Sie ist natürlich nicht hingegangen und hat höflich abgesagt. Mein Geschäftsführer hat dann 2 Tage vor heilig abend bei ihr zu Hause angerufen und Dampf abgelassen und ihr u.a. weisgemacht, dass ich einer anderen Frau im Betrieb nachsteige!!!

Ich habe dem GF daraufhin bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Viele werden mir wohl jetzt nicht glauben, aber es ist die Wahrheit und was ich hier bis jetzt geschrieben habe, das ist leider erst die Spitze des Eisberges!

Grüsse

Jo

Re: SBV und BR auf Seiten des Arbeitgebers!

Andrea W., Wednesday, 02.03.2005, 09:20 (vor 7020 Tagen) @ Jo

> Hallo zusammen,
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> Mein Fall zieht sich nun schon seit 15 Monaten hin!
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> Ich bin seit über 20 Jahren in meiner Firma als Netzwerkadmin tätig, bin viel im Support bei den Anwendern Vorort tätig und daher auch sehr bekannt im Unternehmen.
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> Daher bin ich auch schon seit 15 Jahren Mitglied im 17-köpfigen Betriebsrat meines Unternehmens.
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> Bei der letzten BR-Wahl stellte ich eine eigene Liste auf, was bei den übrigen BR´s fast als Kriegserklärung gesehen wurde. Es folgte ein übler Wahlkampf und ich zog mit drei Leuten meiner Liste in den BR ein. Danach wurde extra ein Moderator geholt, damit wir uns wieder vertragen und zusammenarbeiten können.
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> Für mich war die Sache damit erledigt. Bin ja nicht nachtragend.
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> Nur im Dez 2003 hatte ich ein (privates) Problem mit einer Kollegin, was dem Arbeitgeber veranlasste, mir einen Aufhebungsvertrag unter die Nase zu halten. Mein Betriebsrat (insbesondere der Vorsitzende) hielt bei der Sache nicht zu mir und meinte, dass ich gehe solle.
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> Ich wurde darauf in die Psychiatrie eingeliefert und war in 2004 insgesamt 13 Wochen dort. Dabei wurde dann ADHS bei mir diagnostiziert und seit Juni 2004 habe ich einen GbB von 50 %.
>
> In Juli 2004reichte dann auch mein Arbeitgeber meine Versetzung beim BR ein. Ich hab meine BR´s angefleht, dass sie nicht zustimmen mögen, da diese Stelle nur meiner Zermürbung diene und außerdem nicht leidensgerecht sei. Sie haben trotzdem zugestimmt.
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> Anzumerken ist, dass man mit ADHS u.a. einen starken Bewegungsdrang hat, welchen ich in meiner alten Funktion voll ausleben konnte. Nun hat man mich auf einen reinen Sitzjob versetzt, wo ich täglich tausend tode sterbe. Hatte auch schon einen Zusammenbruch in der Firma auf der neuen stelle. Ich wurde also von einer Leidensgerechten Stelle auf eine nicht leidensgerechte versetzt!!!
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> Der SBV wurde übrigens bei der Versetzung nicht gehört und wollte in meiner Angelegenheit nicht mal auf mein Drängen aktiv werden. (Er sei eh nur SBV, da er bei der BR-Wahl nicht gewählt wurde, so er selbst zu mir!)
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> Ich habe die Stelle unter Vorbehalt angetreten und Klage eingereicht, die noch nicht beschieden ist.
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> Im Moment bin ich wieder mal in der Firma, halte aber den Druck auf dieser Stelle nicht mehr lange durch. Die Prozesse dauern noch und vom BR samt SBV gab ich nichts zu erwarten!
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> Hat jemand einen Tipp>
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> Bin hoffentlich ein Einzelfall>>>
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> Grüsse
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> Jo
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Hallo Kollege,
was die Br-Wahl betrifft, kann ich nur sagen, dass dies ein demokratisches Recht ist eine eigene Liste aufzustellen. Ob es für den Kollegenkreis von Vorteil ist, sei dahingestellt, da die Verteilung der Sitze bei einer Listenwahl anders sind, als wenn es nur eine Liste gibt. Aber da brauch ich Dir ja nichts zu erzählen. Wirst schon deine Gründe gehabt haben, eine weitere Liste aufzustellen. Dass man Dich deshalb angreift, ist unsachlich und unprofessionell.
Über den Grund, dass man Dir einen Aufhebungsvertrag vorgelegt hat, kann ich soweit nichts sagen, nur weil man Probleme mit einer Kollegin hat, wird sowas doch nicht in die Wege geleitet>! Aber das konntest Du ja wohl abbiegen. Heftig finde ich allerdings, dass sich die Schwerbehindertenvertretung raushält was die Versetzung betrifft. Die Schwerbehindertenvertretung hat zu dieser Versetzung, wenn sie gegen den Willen den Betroffenen vollzogen werden soll eine Stellungnahme abzugeben und sie hat zu berücksichtigen ob dies ein behinderungsgerechter Arbeitsplatz ist, denn durch die Versetzung wird Deine Arbeitskraft gefährdet und somit auf Dauer auch Dein Arbeitsplatz, wenn die Prognose schlecht ist. Die SBV kann dagegen Einspruch erheben und das hat nichts damit zu tun, dass sié kein Betriebsratsmitglied ist. Sollte mal auf Schulungen gehen oder seine Nase ins SGB IX stecken, oder im anderen Fall-der will einfach nicht. Da würde sich für mich die Frage stellen wieso. Die Schwerbehindertenvertretun hat nach Deinen Schilderungen ihre Pflichten sträflichst verletzt. Ich nehme das Wort Mobbing nicht gerne in den Mund, aber hast Du Dir darüber schon mal Gedanken gemacht, will man Dich raushaben und versucht Dich durch solche Maßnahmen zu zermürben> Kann Dir nur raten, Dir Aktennotizen über alle Vorfälle zu machen mit Angaben von Zeit, Grund, Beteiligten. So hast Du etwas vorzuweisen. Mobbing wird in der Zwischenzeit mit hohen Geldstrafen belegt. Ansonsten hast du ja alles schon soweit in die Wege geleitet, was rechtlich möglich ist. Ich gehe davon aus, dass auch das Integrationsamt über die Angelegenheit informiert ist, hast mit denen schon mal persönlich Kontakt aufgenommen und die Situation dargestellt> Das Arbeitsgericht ist wohl auch über die Schwerbehinderung informiert> Ist wichtig für deren Entscheidung!
Um Dir sonstigen Rat einzuholen besteht evtl. auch noch die Möglichkeit, den Integrationsfachdienst einzubeziehen, müßte es evtl. auch in Deiner Stadt geben (geht über die Diakonien, Auftraggeber sind die Integrationsämter u. Arbeitsämder). Die Beratung ist kostenfrei
Gruß Andrea

Re: SBV und BR auf Seiten des Arbeitgebers!

Jo, Wednesday, 02.03.2005, 09:54 (vor 7020 Tagen) @ Jo

Hallo Andrea,


wie gesagt, den SBV kann ich vergessen! Hab nur keine Lust und Zeit seine Abwahl zu betreiben.

Und beim Integrationsamt war ich auch schon. Ich bezog mich auch dort auf das SGB IX und die Dame dort meinte: "Was wollen Sie mit dem Gesetz> Das Gesetz schafft keine Arbeitsplätze"!

Sie wurde auch von meinem Arbeitgeber angerufen und der hat sie halt eingelullt, dass mein neuer Job ja so doll und auch leidensgerecht sei.

Ist ein Drama alles.

Und der BR-Vorsitzende hat mir vor 2 Monaten den Schlüssel fürs BR-Büro abgenommen. Den darf ich nun bei begründetem Bedarf bei nem anderen BR empfangen, welcher von der "anderen Liste" ist und willkürlich darüber entscheidet.

Ich habe dagegen vor dem Arbeitsgericht geklagt.

Alle halten zusammen! Das ist halt bei Mobbing so. Die Mobber sind wenige aber der Kreis der "Möglichmacher" ist gross!


Jo

Re: SBV und BR auf Seiten des Arbeitgebers!

Andrea W., Wednesday, 02.03.2005, 14:38 (vor 7020 Tagen) @ Jo

Hallo Jo,
tut mir leid, wie das da abläuft, kann eigentlich nur den Kopf schütteln über die Rechtsauffassung von BR und SBV. Gehören eigentlich zum Teufel gejagt. Ich hoffe Du hast einen guten Rechtsanwalt, der von seinem Geschäft was versteht oder wirst Du von einer Gewerkschaft vertreten.
Jeder Betriebsrat hat im übrigen das Anrecht während der ARbeitszeit Unterlagen im BR-Büro einzusehen und kann und darf nicht behindert werden, was soll das denn> Dann sollen Sie doch gleich Nägel mit Köpf machen, einen Antrag auf Ausschließung aus dem Betriebsrat stellen und das auch begründen. Ansonsten muß ich unterstellen, dass es üble Schikane und Mobbing ist. Denk dran, in der Zwischenzeit besteht die Möglichkeit hier gerichtlich vorzugehen. Ansonsten weiß ich jetzt auch keinen Rat, kannst eigentlich nur hoffen, dass sie vor dem Arbeitsgericht eine Klatsche kriegen und sie den Kopf einziehen. Viel Glück und starke Nerven Gruß Andrea PS: Such doch mal Hilfe bei einem Integrationsfachdienst

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