Schwerhörige Mitarbeiter lehnt techn. Hilfsmittel ab (Fragen zu einer Behinderung)

Phönix, NRW, Sunday, 05.05.2024, 12:19 (vor 13 Tagen) @ Tahsa

Hallo Tasha,

selbst habe ich eine schwere Hörminderung mit hohen Diskriminationsverlusten, trage beidseitig Hörhilfen, bewege mich auch im Bereich der Selbsthilfegruppen für Hörgeschädigte und Gehörlose und nutze einen Phonak Roger One (als Tisch- oder Dozentenmikrofon) und bis zu vier Roger Table Mic II bei größeren Meetings und Schulungen.

Die Hörminderung und der Umgang damit ist ein sehr sensibler Bereich, welcher viel Verständnis, Geduld und Akzeptanz bei allen Beteiligten erfordert. Auch sollte man sich von der Vorstellung trennen, dass technische Hilfsmittel ohne Vorbehalte angenommen werden (können).

Daher würde sich zunächst die Frage stellen, wie der/die Betroffene überhaupt zu der Hörminderung steht. Wer die eigene Hörminderung nicht akzeptiert, dem können auch Hörhilfen und Zusatztechnik nur wenig helfen.

Als Mensch mit Hörminderung muss ich mein Umfeld darüber informieren und angeben, wie man die Kommunikation am besten gestalten kann. In der Praxis, ob nun im persönlichen oder fernmündlichen Gespräch, weise ich darauf hin, dass ich Hörhilfen trage und welche Verhaltensweisen eine Kommunikation erleichtern.

Sind Kollegen genervt, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass die erforderliche Akzeptanz nicht gegeben und auch der Umgang miteinander ungeklärt ist.

So weise ich z.B. daraufhin: "Sie brauchen nicht lauter sprechen, sprechen sie nur langsam und deutlich!" Und so gibt es noch viele Hilfestellungen und Verhaltensweisen wie z.B. den Blickkontakt bei der Ansprache, die Distanz, die Ausleuchtung usw. und damit lässt sich die Kommunikation schon deutlich verbessern.

Hilfreich könnte auch ein Wochenendseminar für Menschen mit Hörminderung und deren engsten Kollegen sein, angeboten und finanziert vom Inklusionsamt. Hier lernt man als Hörender, was eine Hörminderung bedeutet und wie man dieser begegnen kann.

Ist der Bereich abgeklopft, kann man schauen, ob die Kommunikation mit Zusatztechnik verbessert werden kann, denn Hörhilfen (Hörgeräte) und Cochlear Implante haben eins gemeinsam, eine qualitativ begrenzte Reichweite. Bei mir persönlich lässt die Verständlichkeit ab 2 Meter Distanz zum Sprechenden schon deutlich nach und dies ist keine Frage danach, ob meine Hörhilfen anders eingestellt werden müssen.

Die Zeit spielt auch eine entscheidende Rolle, je länger ich zuhören muss, umso drastischer nimmt die Verständlichkeit ab. Bei Beratungsgespräche setze ich daher auch Tischmikrofone ein, obwohl man nur einen Meter auseinander sitzt.

Leider gibt es nur wenige Angebote für technische Hilfsmittel am Markt.

Abschließend noch die Frage, ob die Beratung durch den IFD von jemanden geleistet wird, der explizit für den Bereich Hörminderung qualifiziert ist?

Gruß
Phönix


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